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Wenn die Seele aus dem Gleichgewicht gerät
Manchmal ist es nicht der Körper, der streikt, sondern die Seele. Alles fühlt sich schwer an: Der Weg aus dem Bett, der Griff zur Zahnbürste, selbst das Lächeln. Wer unter Depressionen, Angststörungen oder einem Burnout leidet, verliert oft den Zugang zu sich selbst und zum Alltag. Die Welt scheint grau, die Energie versiegt, und selbst kleine Aufgaben erscheinen unüberwindbar.
In solchen Momenten kann Ergotherapie eine stille, aber wirkungsvolle Brücke zurück ins Leben sein. Denn sie setzt dort an, wo psychische Erkrankungen am meisten spürbar werden: im Alltag. Ergotherapeutische Methoden helfen, neue Strukturen zu schaffen, Handlungsspielräume zurückzugewinnen und über sinnvolle Tätigkeiten wieder Halt zu finden.
Dieser Artikel zeigt, wie Ergotherapie seelische Belastungen begleiten kann, mit konkreten Beispielen, praktischen Übungen und einem klaren Ziel: mehr Lebensqualität und neue Perspektiven für Menschen, deren innere Welt aus dem Gleichgewicht geraten ist.
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Was sind psychische Erkrankungen und wie zeigen sie sich im Alltag?
Psychische Erkrankungen sind unsichtbar und doch können sie das gesamte Leben durchdringen. Sie betreffen nicht nur die Gedanken und Gefühle eines Menschen, sondern auch sein Verhalten, seine körperliche Gesundheit und seine Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Die häufigsten Krankheitsbilder sind Depressionen, Angststörungen, Burnout sowie Anpassungs- und Belastungsstörungen. Auch posttraumatische Belastungsstörungen, chronische Erschöpfung oder psychosomatische Beschwerden gehören dazu.
Was viele nicht wissen: Eine psychische Erkrankung bedeutet nicht, dass man „verrückt“ ist, sondern dass Körper und Geist in einen Zustand geraten sind, in dem gesunde Selbstregulation schwerfällt. Die Ursachen sind so vielfältig wie die Menschen selbst: Dauerhafter Stress, traumatische Erlebnisse, Verlust, Überforderung, ungelöste Konflikte oder biochemische Ungleichgewichte im Gehirn können Auslöser sein.
Im Alltag zeigen sich psychische Erkrankungen auf unterschiedliche Weise:
- Antriebslosigkeit und Müdigkeit, selbst nach ausreichend Schlaf
- Gefühl von innerer Leere oder Überforderung, auch bei einfachen Aufgaben
- Konzentrationsprobleme, Entscheidungsschwierigkeiten
- Verlust von Freude und Interesse, selbst an Dingen, die früher erfüllend waren
- Körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schwindel, Verspannungen oder Magenprobleme ohne organische Ursache
- Sozialer Rückzug, Gereiztheit oder übermäßiges Grübeln
- Selbstzweifel und Schuldgefühle, oft ohne realen Anlass
Diese Symptome sind keine Frage der Willenskraft, sie entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel psychischer, sozialer und biologischer Faktoren. Und sie können jeden treffen: junge Menschen in Ausbildung, berufstätige Erwachsene, Eltern im Spagat zwischen Familie und Arbeit, Seniorinnen und Senioren.
Umso wichtiger ist es, die Warnzeichen ernst zu nehmen und sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Denn je früher eine psychische Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Stabilisierung und Heilung. Ergotherapie kann dabei eine wichtige Rolle spielen: Sie bietet Unterstützung, wenn das Leben aus der Balance geraten ist, praxisnah, individuell und ressourcenorientiert.
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Die Rolle der Ergotherapie in der psychischen Gesundheit
Ergotherapie ist mehr als Beschäftigungstherapie, sie ist eine gezielte, handlungsorientierte Unterstützung für Menschen, die ihren Alltag nicht mehr wie gewohnt meistern können. Gerade bei psychischen Erkrankungen bietet die Ergotherapie einen besonderen Zugang: Sie arbeitet nicht nur mit Gesprächen, sondern vor allem mit dem Tun. Denn viele Betroffene erleben durch Depression, Angst oder Erschöpfung einen Verlust an Selbstwirksamkeit, sie haben das Gefühl, nichts mehr bewirken zu können.
Genau hier setzt die Ergotherapie an: Sie stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und hilft, wieder ins Handeln zu kommen. Dabei geht es nicht um Perfektion oder Leistungsdruck, sondern um das Erleben von kleinen Erfolgen und die Rückgewinnung von Kontrolle über das eigene Leben.
Ergotherapeutinnen begleiten ihre Patientinnen auf Augenhöhe. Gemeinsam wird erarbeitet, was im Alltag schwerfällt und wie man schrittweise wieder Sicherheit gewinnen kann. Die Ziele sind dabei so individuell wie die Menschen selbst:
- Wieder morgens aufstehen können und Struktur in den Tag bringen
- Alltägliche Aufgaben wie Einkaufen, Kochen oder Termine bewältigen
- Mit Stress besser umgehen und Warnzeichen frühzeitig erkennen
- Einen gesunden Umgang mit Gefühlen und Belastungen entwickeln
- Sich selbst wieder spüren und aktiv gestalten lernen
Die Besonderheit: Ergotherapie findet mitten im Leben statt. Nicht in der Theorie, sondern in der Praxis. Sie integriert kreative, körperbezogene und alltagsnahe Methoden, die helfen, aus dem Gefühl der Ohnmacht herauszukommen. Dabei ist der Mensch immer mehr als seine Diagnose und jede Handlung ein Schritt zurück in Richtung Selbstbestimmung.
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Methoden der Ergotherapie bei Depression & Co.
Die ergotherapeutische Behandlung bei psychischen Erkrankungen ist so vielfältig wie die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten selbst. Ihr Herzstück: der Alltag. Denn genau hier zeigen sich psychische Belastungen besonders deutlich und genau hier setzt die Ergotherapie an, um Schritt für Schritt Stabilität, Orientierung und Lebensfreude zurückzugeben.
Tagesstrukturierung
Depression und Burnout rauben oft das Gefühl für Zeit, Rhythmus und innere Ordnung. Ergotherapeut*innen helfen dabei, eine alltagsnahe Struktur zu entwickeln, die weder überfordert noch lähmt. Feste Aufstehzeiten, kleine Ziele, eingeplante Pausen und ritualisierte Tagesabläufe geben Halt und Sicherheit.
Stressbewältigung & Entspannung
Viele Patient*innen erleben dauerhafte Anspannung, oft, ohne es bewusst zu merken. Ergotherapie vermittelt Techniken, um Stressquellen zu erkennen und gesunde Strategien zu entwickeln:
- Achtsamkeitstraining zur Förderung der Körperwahrnehmung
- Atemübungen zur Beruhigung des Nervensystems
- Fantasiereisen oder progressive Muskelentspannung
- Sinnesaktivitäten zur Förderung der Selbstregulation
Ressourcenarbeit: Was gibt mir Kraft?
Statt sich auf Defizite zu fokussieren, stärkt Ergotherapie gezielt die persönlichen Ressourcen. Gemeinsam wird herausgearbeitet: Was tut mir gut? Was konnte ich früher gut? Welche Fähigkeiten sind noch da und wie kann ich sie reaktivieren? Dabei wird oft mit Biografiearbeit, Collagen oder Lebenslinien gearbeitet.
Kreative Medien als Ausdrucksform
Viele Emotionen lassen sich schwer in Worte fassen, vor allem in belastenden Phasen. Kreative Angebote wie Malen, Gestalten, Tonarbeiten oder Musiktherapie schaffen einen Zugang zur inneren Welt. Das kreative Tun kann entlasten, ordnen und Perspektiven öffnen, ganz ohne Leistungsanspruch.
Training sozialer Kompetenzen & Selbstfürsorge
Angst, Erschöpfung oder depressive Phasen führen häufig zum Rückzug. In der Ergotherapie können in geschütztem Rahmen Alltagssituationen geübt werden, etwa durch Rollenspiele oder Gruppensituationen. Gleichzeitig werden Strategien zur Selbstfürsorge entwickelt: Grenzen setzen, eigene Bedürfnisse wahrnehmen, Pausen zulassen.
All diese Methoden zielen nicht nur darauf ab, Symptome zu lindern, sondern vor allem darauf, Menschen zu stärken. Damit sie sich selbst wieder als handlungsfähig erleben, neue Wege entdecken und Stück für Stück zurückfinden: in ihr Leben, in ihren Alltag, in ihr Gleichgewicht.
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Praxisbeispiel: Wie ein typischer Therapieverlauf aussehen kann
Jede ergotherapeutische Behandlung ist individuell und doch folgt sie einem strukturierten Ablauf, der Sicherheit gibt. Ein Blick in die Praxis zeigt, wie ein solcher Prozess aussehen kann und welche Veränderungen dadurch möglich sind.
1. Erstgespräch und Anamnese – Die Basis für Vertrauen
Am Anfang steht immer das Zuhören: In einem ausführlichen Gespräch lernen sich Therapeutin und Patientin kennen. Es geht nicht nur um Diagnosen oder Symptome, sondern vor allem darum, zu verstehen, wo im Alltag die größten Schwierigkeiten liegen. Schlafprobleme? Reizüberflutung? Der Verlust von Freude? Gemeinsam wird erfasst, welche Ziele wichtig sind, realistisch, greifbar und bedeutungsvoll.
2. Alltagsanalyse & Zieldefinition – Was ist (noch) möglich?
Anschließend wird der Alltag genau betrachtet: Welche Aufgaben bereiten Mühe? Welche Fähigkeiten sind noch vorhanden? Ergotherapeut*innen nutzen standardisierte Tests oder Beobachtungen, aber vor allem Gespräche und praktische Übungen, um die individuellen Ressourcen zu erkennen. Daraus entstehen Therapieziele, z. B. wieder täglich zu kochen, regelmäßig spazieren zu gehen oder mit belastenden Situationen besser umzugehen.
3. Therapieplanung & Methodenauswahl – Individuell statt Schema F
Je nach Zielsetzung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz: strukturierende Wochenpläne, Achtsamkeitsübungen, kreatives Arbeiten oder auch gezieltes Training sozialer Fertigkeiten. Alles orientiert sich am Alltag der betroffenen Person. Die Fortschritte werden regelmäßig reflektiert, gemeinsam wird geschaut, was gut funktioniert und was angepasst werden muss.
4. Alltagserprobung & Rückmeldung – Raus aus dem Therapieraum
Ergotherapie bleibt nicht im geschützten Raum, sie geht in den Alltag über. Das kann bedeuten, gemeinsam Einkäufe zu planen, Routinen zu testen oder in Rollenspielen schwierige Gespräche zu üben. Kleine Erfolge werden sichtbar gemacht und gefeiert – sie geben Kraft für den nächsten Schritt.
5. Abschluss & Ausblick – Stabilität schaffen
Gegen Ende der Therapie geht es darum, Erreichtes zu festigen. Die Patient*innen erhalten Werkzeuge, um Rückschläge zu bewältigen, Frühwarnzeichen zu erkennen und neue Strategien im Alltag weiter anzuwenden. Die Ergotherapie endet nicht mit einem Schlussstrich, sondern mit einem gestärkten Gefühl von Selbstwirksamkeit und einem individuell gepackten „Werkzeugkoffer“ für das Leben.
Dieses Beispiel zeigt: Ergotherapie ist keine kurzfristige Symptombehandlung, sondern ein langfristiger Prozess der Stärkung, Begleitung und Aktivierung. Und manchmal beginnt Veränderung genau dort, wo jemand einfach sagt: „Ich bin da. Und wir gehen den Weg gemeinsam.“
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Burnout erkennen und vorbeugen
Burnout trifft nicht nur Manager. Immer mehr Menschen aller Altersgruppen und Berufsstände spüren die Erschöpfung: das Gefühl, ausgebrannt zu sein, innerlich leer und dauerhaft überfordert. Burnout ist keine Modeerscheinung, sondern eine ernstzunehmende Reaktion auf chronische Belastung ohne ausreichende Erholung. Besonders tückisch: Die Warnzeichen schleichen sich oft unbemerkt in den Alltag ein.
Frühe Warnzeichen erkennen
- Ständige Müdigkeit trotz Schlaf
- Reizbarkeit, Rückzug, Zynismus
- Gefühl von Sinnlosigkeit oder innerer Leere
- Konzentrationsprobleme und Gedächtnisschwäche
- Körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache (z. B. Kopfschmerzen, Verspannungen, Magenprobleme)
Wer diese Signale ignoriert, läuft Gefahr, vollständig auszubrennen. Genau deshalb ist Prävention so wichtig und genau hier kann Ergotherapie aktiv unterstützen.
Ergotherapeutische Strategien zur Burnout-Prävention
Ergotherapie hilft dabei, individuelle Stressmuster zu erkennen und nachhaltige Veränderungen einzuleiten. Dazu zählen:
- Strukturierte Tagesgestaltung: feste Pausen, realistische Zielsetzung, bewusste Erholungszeiten
- Grenzen setzen lernen: Nein sagen dürfen, ohne Schuldgefühle
- Körperwahrnehmung stärken: Wie fühlt sich Überlastung an? Wie erkenne ich sie frühzeitig?
- Pausenkultur entwickeln: kleine, bewusste Unterbrechungen im Alltag als Schutzfaktor
- Wertearbeit: Was ist mir wirklich wichtig und wie kann ich mein Leben danach ausrichten?
Kleine Übungen mit großer Wirkung
Viele präventive Übungen lassen sich unkompliziert in den Alltag integrieren:
- 5-Minuten-Achtsamkeitspause: einfach still sitzen, atmen, ankommen
- Mini-Morgenritual: den Tag bewusst beginnen, z. B. mit einer Tasse Tee und einem positiven Gedanken
- Erfolgstagebuch: jeden Abend drei Dinge notieren, die gelungen sind, so klein sie auch sein mögen
- Bewegungseinheiten: kurze Spaziergänge, bewusstes Dehnen, kleine Aktivitätseinladungen
Burnout-Prävention bedeutet nicht, noch mehr zu leisten, sondern sich selbst wieder wichtig zu nehmen. Ergotherapie bietet dafür einen geschützten Raum und praktische Hilfen. Denn wer früh für sich sorgt, stärkt nicht nur seine seelische Gesundheit, sondern auch die Fähigkeit, mit den Anforderungen des Lebens besser umzugehen.
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Was Betroffene selbst tun können – Tipps für den Alltag
Psychische Erkrankungen fühlen sich oft an wie ein Kontrollverlust, als wäre man Spielball der eigenen Gedanken, Gefühle und Erschöpfung. Doch genau hier liegt auch ein wichtiger Ansatzpunkt: In kleinen Schritten kann man beginnen, sich den Alltag zurückzuerobern. Ergotherapie unterstützt diesen Weg, doch auch zu Hause gibt es viele Möglichkeiten, aktiv etwas für das eigene seelische Gleichgewicht zu tun.
Die Kraft der kleinen Schritte
Wer unter Depression oder Burnout leidet, darf seine Maßstäbe neu definieren. Es geht nicht um „alles schaffen“, sondern um etwas schaffen. Schon ein aufgeräumter Tisch, ein kurzer Spaziergang oder das bewusste Trinken eines Glases Wasser kann ein Anfang sein. Kleine Erfolge sind wie Anker im Sturm, sie zeigen: Ich kann handeln.
Routinen schaffen, die guttun
Struktur gibt Halt. Versuchen Sie, einen festen Rhythmus für Schlaf, Mahlzeiten und Bewegung zu etablieren, auch wenn es schwerfällt. Schon ein sanftes Morgenritual (z. B. warmes Getränk, frische Luft am Fenster) oder ein fester Abendimpuls (Tagebuch schreiben, entspannende Musik hören) kann helfen, den Tag bewusst zu rahmen.
Selbstfürsorge ernst nehmen
Viele Betroffene kümmern sich um alle, nur nicht um sich selbst. Doch Selbstfürsorge ist keine Schwäche, sondern Voraussetzung für Heilung. Fragen Sie sich regelmäßig:
- Was tut mir gut?
- Was raubt mir Energie?
- Was brauche ich gerade und was nicht?
Diese Fragen können Orientierung geben, wenn der innere Kompass durcheinandergeraten ist.
Erfolgstagebuch oder „gute-Momente“-Glas
Positive Erlebnisse gehen im Alltag schnell unter, besonders in schwierigen Phasen. Ein kleines Heft oder Glas, in dem täglich ein schöner Moment oder eine kleine Leistung notiert wird, kann helfen, den Blick auf das Gute zu lenken. Das stärkt das Selbstwertgefühl und fördert Zuversicht.
Hilfe annehmen – ein Zeichen von Stärke
Sich Unterstützung zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Gespräche mit vertrauten Menschen, therapeutische Hilfe, Austausch in Selbsthilfegruppen oder ergotherapeutische Begleitung, all das kann den Weg leichter machen. Niemand muss diese Strecke allein gehen.
Ergotherapie begleitet, motiviert, stärkt, doch der wichtigste Schritt beginnt bei einem selbst: mit dem Entschluss, sich wieder zuzuwenden, Schritt für Schritt. Denn Heilung beginnt nicht mit der Lösung aller Probleme, sondern mit der Entscheidung, wieder Teil des eigenen Lebens zu werden.
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Ergotherapie in Anspruch nehmen – so geht’s
Viele Betroffene wissen gar nicht, dass Ergotherapie auch bei psychischen Erkrankungen helfen kann – und dass sie oft sogar von der Krankenkasse übernommen wird. Dabei ist der Weg zur ergotherapeutischen Unterstützung einfacher, als viele denken. Wer seelisch aus dem Gleichgewicht geraten ist, muss nicht allein bleiben. Hier erfahren Sie, wie Sie Ergotherapie ganz konkret in Anspruch nehmen können.
Wer verordnet Ergotherapie bei psychischen Erkrankungen?
Eine Ergotherapie kann von verschiedenen Ärztinnen verordnet werden – darunter:
– Hausärztinnen
– Psychiaterinnen und Psychotherapeutinnen mit Kassenzulassung
– Fachärzt*innen für Neurologie, Psychosomatik oder Allgemeinmedizin
Wichtig ist eine klare medizinische Diagnose – z. B. Depression, Angststörung, Erschöpfungssyndrom oder psychosomatische Störung – die eine ergotherapeutische Behandlung im Bereich „psychiatrische Erkrankungen“ begründet.
Was muss auf dem Rezept stehen?
Auf dem Rezept (Heilmittelverordnung 13) sollten folgende Punkte vermerkt sein:
- Diagnose und Leitsymptomatik
- Ziel der Behandlung (z. B. Verbesserung der Alltagsbewältigung, Stressbewältigung, Förderung kognitiver Leistungen)
- Behandlungsfrequenz (z. B. 1–2 Mal pro Woche)
- Ggf. Hausbesuch, wenn notwendig
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
In der Regel übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten für eine vom Arzt verordnete Ergotherapie, bis auf einen geringen Eigenanteil, der meist bei ca. 10 % der Behandlungskosten liegt (Befreiung bei chronischer Erkrankung oder geringem Einkommen ist möglich). Private Versicherungen übernehmen die Kosten je nach Tarif.
Wie finde ich die richtige Praxis?
- Fragen Sie beim behandelnden Arzt oder im Gesundheitszentrum nach Empfehlungen.
- Recherchieren Sie gezielt nach ergotherapeutischen Praxen mit dem Schwerpunkt „Psychiatrie“ in Ihrer Region.
- Achten Sie darauf, dass ein Erstgespräch angeboten wird und Sympathie sowie Vertrauen vorhanden sind, denn gerade bei seelischen Themen ist die Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten entscheidend.
- Viele Praxen bieten auch Gruppentherapien oder spezialisierte Programme für Stressbewältigung oder Burnout-Prophylaxe an.
Was erwartet mich in der Ergotherapie?
Zunächst geht es um eine gründliche Einschätzung Ihrer aktuellen Situation, ganz ohne Leistungsdruck. Danach wird gemeinsam ein Therapieplan erarbeitet. Die Übungen und Methoden orientieren sich an Ihrem Alltag und Ihren Bedürfnissen. Nichts muss, vieles darf, dass Ziel ist es, wieder in Kontakt mit sich selbst und dem eigenen Leben zu kommen.
Tipp: Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt direkt auf Ergotherapie an, oft reicht ein einziges Gespräch, um den Weg in eine neue Richtung einzuschlagen.
Denn: Hilfe ist da. Man muss sie nur annehmen dürfen.
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🧠Wussten Sie schon?
Zahlen & Fakten zu Depression und Burnout in Deutschland
- Rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut WHO jährlich an einer behandlungsbedürftigen Depression.
- Burnout ist keine eigenständige Diagnose, zählt aber zu den häufigsten Gründen für Arbeitsunfähigkeit.
- Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, vor allem zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.
- Die durchschnittliche Krankschreibungsdauer bei psychischen Erkrankungen liegt bei über 30 Tagen, doppelt so lang wie bei anderen Erkrankungen.
- Studien zeigen: Frühe therapeutische Interventionen, z. B. durch Ergotherapie, können Rückfälle und Chronifizierungen deutlich reduzieren.
🔍 Selbsttest: Bin ich gefährdet für ein Burnout?
Beantworten Sie die folgenden Fragen ehrlich mit Ja oder Nein:
- Fühle ich mich dauerhaft erschöpft, körperlich und emotional?
- Habe ich das Gefühl, nie wirklich abschalten zu können?
- Schlafen und Erholen bringt mir kaum Entlastung?
- Reagiere ich zunehmend gereizt oder zynisch, auch auf Menschen, die mir wichtig sind?
- Verliere ich die Freude an Dingen, die mir früher etwas bedeutet haben?
- Fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen?
Auswertung:
Bereits 2–3 Ja-Antworten können ein Hinweis darauf sein, dass Sie sich in einer Überlastungssituation befinden. Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit Fachleuten, je früher Hilfe erfolgt, desto besser.
💚 Checkliste: Erste Schritte zur Selbstfürsorge
✅ Ich plane täglich bewusste Pausen ein, auch wenn es nur 10 Minuten sind.
✅ Ich frage mich regelmäßig: Was brauche ich gerade?
✅ Ich achte auf gesunden Schlaf und ausreichend Bewegung.
✅ Ich reduziere digitale Reizüberflutung, z. B. durch handyfreie Zeiten.
✅ Ich sage auch mal „Nein“, ohne mich schuldig zu fühlen.
✅ Ich gönne mir regelmäßig kleine Dinge, die mir guttun, Musik, Natur, Stille, Lachen.
✅ Ich hole mir Unterstützung, durch Gespräche, Therapie oder vertraute Menschen.
Tipp: Hängen Sie diese Liste gut sichtbar auf, z. B. an den Kühlschrank oder an den Spiegel und erinnern Sie sich täglich daran: Sie dürfen für sich sorgen.





