Schlaf und Ergotherapie: Besser schlafen durch gute Gewohnheiten

Frau liegt entspannt in einem Bett, umarmt ein Kissen und schläft mit einem leichten Lächeln – Symbol für guten Schlaf, gesunde Schlafgewohnheiten und Schlaftherapie in der Ergotherapie.

Klingelt morgens der Wecker und Sie fühlen sich trotz langer Nacht erschöpft und wie gerädert? Damit sind Sie nicht allein, eine Studie des Robert Koch-Instituts fand heraus, dass rund 30% der Deutschen im Erwachsenenalter unter Ein- und Durchschlafstörungen leiden. Erholsamer Schlaf ist jedoch essenziell für unsere Gesundheit: Während der Nacht erholen sich sämtliche Körperfunktionen, geschädigte Zellen werden repariert und das Gehirn bildet neue Vernetzungen für das Gedächtnis. Umgekehrt kann anhaltender Schlafmangel unser Wohlbefinden stark beeinträchtigen und zu körperlichen sowie psychischen Problemen führen.

Die gute Nachricht ist: Man kann viel tun, um besser zu schlafen. Viele Schlafstörungen lassen sich schon verbessern, indem wir ungünstige Faktoren wie Lärm, helles Licht oder eine unbequeme Schlafumgebung minimieren. Mit anderen Worten: Eine gute Schlafhygiene, also gesunde Gewohnheiten rund ums Schlafen, zahlt sich aus. Auch die Ergotherapie kann dabei unterstützen: Schlaf wird hier als wichtiger Bestandteil des Alltags betrachtet. Ergotherapeut*innen helfen Patienten, ihren Tag und ihre Gewohnheiten so zu gestalten, dass erholsamer Schlaf wieder möglich wird. Oft sind es nämlich ungünstige Tagesstrukturen, Überforderung oder schlechte Gewohnheiten, die Schlafprobleme begünstigen. Durch bewusste Planung, Stressreduktion und ein paar Anpassungen lassen sich die Weichen für eine bessere Nacht stellen. Im Folgenden erfahren Sie, welche guten Gewohnheiten sich lohnen, von der abendlichen Routine über die Schlafumgebung bis hin zu Entspannungstechniken und warum gesunder Schlaf auch den Therapieerfolg positiv beeinflusst.

Abendliche Routine für gesunden Schlaf

Unser Körper liebt regelmäßige Abläufe. Ein konstanter Schlafrhythmus mit festen Zeiten zum Schlafengehen und Aufstehen hilft, die Schlafqualität zu verbessern. Solche Abendrituale signalisieren dem Körper: Es ist Zeit zur Ruhe zu kommen. Schlafmediziner empfehlen daher, bewusste regelmäßige Abläufe am Abend zu etablieren, beispielsweise immer zur ähnlichen Zeit ins Bett gehen. Laut dem Kölner Schlafexperten Dr. Michael Feld stellen feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten eine ideale Voraussetzung für erholsamen Schlaf dar. Eine wiederkehrende Routine gibt Ihrem Körper Sicherheit und unterstützt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus.

Wichtig ist, den Tag ruhig ausklingen zu lassen. Verzichten Sie in der letzten Stunde vor dem Schlafengehen möglichst auf aufregende oder stressige Aktivitäten. Helles Bildschirmlicht etwa wirkt wie Tageslicht und bremst die Ausschüttung des schlaffördernden Hormons Melatonin, deshalb sollten Handy, Tablet und Fernsehen abends möglichst pausieren. Greifen Sie lieber zu entspannten Beschäftigungen: Trinken Sie z.B. eine Tasse warmen Kräuter- oder Hopfentee, nehmen Sie ein warmes Bad oder hören Sie beruhigende Musik. Auch leichte Entspannungsübungen können helfen, vom Alltag abzuschalten. Viele Fachleute raten, statt noch E-Mails zu lesen oder einen Thriller zu schauen, eher autogenes Training zu üben oder ein gutes Buch zu lesen, um besser herunterzufahren. Finden Sie ein persönliches Ritual, das Ihnen guttut, ob Tagebuchschreiben, meditatives Atmen oder sanftes Dehnen und wiederholen Sie es jeden Abend. Eine solche Abendroutine stimmt Körper und Geist auf die Nachtruhe ein und kann Einschlafprobleme deutlich lindern.

Eine schlaffreundliche Umgebung gestalten

Neben der inneren Uhr spielt auch die Schlafumgebung eine große Rolle für einen gesunden Schlaf. Ergotherapeuten beraten Patienten häufig dazu, wie sie ihr Schlafzimmer schlaffreundlich einrichten können, damit die Umgebung „körperlich entlastend und schlaffördernd“ wirkt. Tatsächlich nehmen wir selbst im Schlaf Reize wahr, Lärm, Licht oder andere Störungen können die Schlafqualität massiv beeinträchtigen. Daher lohnt es sich, das Umfeld bewusst zu optimieren. Achten Sie auf folgende Faktoren:

  • Dunkelheit: Wir schlafen besser in dunkler Umgebung. Helles Licht, sei es von draußen oder von Geräten, unterdrückt die Melatoninproduktion und verkürzt die Schlafdauer. Sorgen Sie also für ein dunkles Schlafzimmer: Dichte Vorhänge, Jalousien oder eine Schlafmaske helfen, störendes Licht fernzuhalten. Morgens, wenn die Sonne aufgeht, können dunkle Vorhänge den Schlaf verlängern. 
  • Ruhe: Zum Schlafen brauchen wir möglichst wenig Lärm. Straßenverkehr, laute Nachbarn oder surrende Geräte stören die nächtliche Erholung. Wenn Ihr Schlafzimmer nicht von Natur aus leise ist, schaffen Sie Abhilfe: Schließen Sie nachts die Fenster, benutzen Sie ggf. Ohrenstöpsel, und eliminieren Sie störende Geräuschquellen. Auch tickende Uhren oder vibrierende Handys auf dem Nachttisch sollten verbannt werden. Eine ruhige Umgebung lässt Körper und Nervensystem runterfahren.
  • Komfort und Klima: Gestalten Sie Ihr Bett so bequem wie möglich. Eine gute Matratze und ein passendes Kopfkissen, abgestimmt auf Ihre Bedürfnisse, können Wunder wirken. Finden Sie eine angenehme Schlafposition, Seiten- oder Rückenlage, in der Sie entspannen können. Auch die Raumtemperatur ist wichtig: Zu warm oder zu kalt kann den Schlaf stören. Experten empfehlen etwa 18 °C als ideale Schlaftemperatur. Lüften Sie vor dem Zubettgehen gut durch und achten Sie auf frische, nicht zu trockene Luft. Wenn Sie zum Frieren neigen, helfen warme Socken oder eine zusätzliche Decke; bei nächtlichem Schwitzen können atmungsaktive Schlafkleidung und eine leichtere Decke Besserung bringen. Kurz gesagt: Eine ruhige, dunkle und kühle Umgebung fördert einen tiefen, erholsamen Schlaf.

Entspannungstechniken: Zur Ruhe kommen wie in der Ergotherapie

Oft sind Körper und Geist am Abend noch im „Aktiv-Modus“ und kommen nur schwer zur Ruhe. Hier können Entspannungstechniken helfen, gezielt auf Entspannung umzuschalten. In der Ergotherapie werden solche Techniken vermittelt, um körperliche und geistige Anspannung zu lösen und Stress abzubauen. Durch regelmäßiges Üben lernen Betroffene, schneller „abzuschalten“ und innere Ruhe zu finden, eine Fähigkeit, die bei Schlafproblemen sehr wertvoll ist.

Es gibt eine Reihe bewährter Entspannungsmethoden, die Sie ausprobieren können. Bekannte Techniken sind zum Beispiel Autogenes Training, die Progressive Muskelentspannung (PMR) nach Jacobson, Atemübungen, Meditation oder sanftes Yoga. Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich liegt und guttut. Die meisten dieser Übungen kann man mit Anleitung erlernen, fragen Sie gern in Ihrer Ergotherapie-Praxis nach Angeboten für Entspannungstraining. Gemeinsam ist all diesen Methoden, dass sie einen Entspannungsreflex im Körper auslösen: Der Puls sinkt, die Atmung wird ruhiger und gleichmäßiger, Muskelverspannungen lösen sich. Auch die Hirnaktivität fährt herunter, Grübeln und kreisende Gedanken werden weniger. Viele Menschen merken schon nach wenigen Wochen Übung, dass sie abends viel besser abschalten können. Eine kleine Entspannungseinheit direkt vor dem Zubettgehen (zum Beispiel eine geführte Meditation oder eine Traumreise) kann Wunder wirken, man gleitet gelöster und gelassener in den Schlaf hinüber. Diese in der Ergotherapie häufig genutzten Techniken vermitteln auch ein Stück Selbstwirksamkeit: Sie spüren, dass Sie aktiv etwas tun können, um wieder zur Ruhe zu finden.

Erholsamer Schlaf fördert den Therapieerfolg

Gesunder, erholsamer Schlaf ist weit mehr als nur „Schönheitsschlaf“, er bildet die Grundlage dafür, dass Körper und Geist sich regenerieren können. Besonders wenn Sie sich in einer Behandlung oder Rehabilitation befinden, ist guter Schlaf ein echter Turbo für den Therapieerfolg. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass ausreichend qualitativ hochwertiger Schlaf die Heilungsprozesse deutlich positiv beeinflusst und die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit beschleunigt. Während des Tiefschlafs schüttet unser Körper vermehrt Wachstumshormone aus, welche die Reparatur von Gewebe, Muskeln und Knochen fördern. Gleichzeitig stärkt ausreichender Schlaf das Immunsystem, es werden mehr Abwehrstoffe (Zytokine) produziert, Entzündungen gehen zurück, und Wunden können schneller heilen. Mit anderen Worten: Nach Verletzungen, Operationen oder anstrengenden Therapietagen hilft Schlaf dem Körper, sich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen.

Auch die Psyche profitiert enorm von gutem Schlaf. Wer ständig übermüdet ist, fühlt sich meist gereizt, ängstlich oder niedergeschlagen, kein guter Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Therapie. Schlafmangel kann Stress und Stimmungsschwankungen verstärken und die Konzentrationsfähigkeit mindern. Erholsamer Schlaf dagegen stabilisiert die Stimmung, fördert mentale Klarheit und reduziert die emotionale Belastung. Man ist am nächsten Tag fokussierter und motivierter, die therapeutischen Übungen anzugehen. Gerade in der Ergotherapie, die oft neue Fähigkeiten und aktives Mitwirken erfordert, macht es einen großen Unterschied, ob man ausgeruht oder erschöpft in die Sitzung kommt.

Nicht zuletzt gibt guter Schlaf auch mehr körperliche Belastbarkeit und Schmerzresistenz. Unsere Schmerzwahrnehmung steigt, wenn wir übermüdet sind, umgekehrt werden Schmerzen erträglicher, wenn wir ausgeruht in den Tag starten. Viele chronisch Kranke kennen den Teufelskreis: schlechter Schlaf verstärkt die Beschwerden, stärkere Beschwerden verschlechtern wiederum den Schlaf. Zum Glück lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen: Guter Schlaf ist kein Luxus, sondern eine wesentliche Grundlage für Regeneration, Schmerzregulation und Wohlbefinden. Wer gut schläft, hat nicht nur weniger Schmerzen und mehr Energie, sondern oft auch eine höhere Lebensqualität und bessere Genesungschancen im gesamten Therapieprozess.

Schlafstörungen können zermürbend sein – doch geben Sie nicht auf. Mit einer liebevoll gestalteten Abendroutine, einer schlaffreundlichen Umgebung und gezielten Entspannungstechniken lassen sich Schlafprobleme häufig deutlich verbessern. Haben Sie Geduld mit sich selbst, wenn es nicht sofort klappt: Neues Verhalten braucht Zeit, bis der Körper sich darauf einstellt. Zögern Sie auch nicht, Unterstützung zu suchen – sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ergotherapeutin an. In der Ergotherapie können Sie gemeinsam an Ihren Schlafgewohnheiten arbeiten und Strategien entwickeln, die genau zu Ihnen passen.

Denken Sie immer daran: Jede Stunde erholsamer Schlaf ist eine Investition in Ihre Gesundheit. Wachen Sie morgens erfrischt auf, haben Sie mehr Kraft für den Tag und für Ihre Therapie und fühlen sich insgesamt wohler. Gesunder Schlaf ist der Schlüssel, damit Körper und Seele heilen können. Machen Sie ihn zu Ihrer Priorität, denn Sie haben einen guten Schlaf wirklich verdient.